Geld-Fragezeichen???

Eurokrise oder Kapitalismuskrise?

In den Medien hört man immer wieder von der Eurokrise, doch die Ursprünge der akuten Sorgen auf den Finanzmärkten liegen sicherlich nicht im Euro begründet. Den Anfang bildete eine Bankenkrise in Verbindung mit der sogenannten Immobilienblase im Jahre 2008. Und diese entstand gewiss nicht in Europa, sondern in den Vereinigten Staaten von Amerika. Doch das Netzwerk der internationalen Finanzen bringt es mit sich, dass die Probleme des einen Kontinentes schnell zur Katastrophe der anderen Erdteile werden können. Auch in Europa waren die Banken bald gefährdet und mussten mit Rettnungsmaßnahmen von astronomischer finanzieller Kraft gestützt werden. Die Folge war auch in Deutschland die höchste Neuverschuldung in der Geschichte der Bundesrepublik. Zur Beruhigung der Gemüter wurde gleichzeitig eine Schuldenbremse erlassen, die wieder einmal in die Zukunft verschoben, den soliden Staatshaushalt zum Programm machen sollte. Ein höchst zweifelhaftes Vorhaben, haben doch die Jahre nach der Bankenkrise gezeigt, dass auch in Deutschland trotz Wirtschaftswachstums weiter neue Schulden zu den öffentlichen Haushalten zur Routine gehören sollten. Wenn in Zeiten der Konjungtur die Neuverschuldung wächst, wie sollen die Schulden dann bei schwächelnder Wirtschaft abgebaut werden? Aber vielleicht glaubt man in den Führungsetagen der Spitzenpolitik gar nicht mehr an die Rettung des Euro, der Banken oder gar des gesamten Kapitalismus? Vielleicht befinden wir uns schon im freien Fall und können mit ausgebreiteten Armen wedelnd nur noch versuchen, den Aufprall um ein paar Sekunden zu verzögern?

Nach der Rettung ist vor der Rettung. Doch wenn Rettungsmaßnahmen nicht die gewünschte Rettung herbeiführen, ist der Begriff der „Rettung“ dann nicht nur noch eine verbale Täuschung. Griechenland ist nicht gerettet worden und damit waren bisherige Rettungspakete keine solchen. Jahrzehnte lang wurde das Wirtschafswachstum der „westlich zivilisierten Staaten“ mit neuen Schulden bezahlt und schon jetzt wieder werden in Europa (und vor allen in den USA) die Stimmen lauter, statt zu sparen wieder die Konjungtur in Fahrt zu bringen. Dies würde bedeuten, die letzten Kräfte zu mobilisieren und jene Praxis, die in die Krise geführt hat, wieder aufleben zu lassen. Die Dosis zu erhöhen, wenn das Schmerzmittel nicht mehr wirkt.

eurokrise
© Gerd Altmann / PIXELIO
Sparen wäre vielleicht die Lösung. Sie wäre es vor ein paar Jahrzehnten vielleicht noch gewesen. Möglicherweise befindet die kapitalistische Welt nun in einer ähnlichen Situation wie der autoritäre Sozialismus Ende der 1980er Jahre. Der Niedergang ist vielleicht nicht mehr aufzuhalten. Und wer schon einmal einen Roman von James Graham Ballard gelesen hat, der weiß, dass auch der Niedergang seinen Reiz haben kann. Wenn all diese Zwänge, die wir um uns herum aufgebaut haben, einstürzen und wir wieder gesund schrumpfen auf das, was wirklich unser Menschsein ausmacht. Doch was folgt nach dem gescheiterten Sozialismus und dem Kapitalismus, wenn dieser ihm nachgefolgt ist? Stehen die geläuterten Altkommunisten von der Linkspartei zusammen mit den Teenagern der Piraten dann bereit, aus den Trümmern unserer bisherigen Existenz etwas neues zu formen? Gibt es immer nur die zwei Alternativen des Kapitalismus und des Sozialismus? Wie könnte ein neuer Weg aussehen. Statt in Polittalkrunden sich zu rühmen, dass man alle zwei Minuten twittert und sich mit Unsinnigkeiten wie dem kostenlosen Straßenbahn fahren aufzuhalten, sollten gerade die jungen Menschen von heute Flagge zeigen (und das muss nicht immer die Piratenflagge sein) und daran arbeiten, wie ein neuer Weg des Miteinanders der Menschen aussehen könnte. Und wenn es alte Menschen gibt, die nicht zu verknöchert sind, diesen Weg mit zu gehen, dann könnte das die größte Herausforderung unserer Generation und vielleicht noch ein paar anschließender Generationen werden.

Der Euro
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